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Veranstaltungsreihe: Collegium Musicologicum
Vortrag

"Russische klassische Musik im Westen: Wer ist ein russischer Musiker?"

Alexander Polivanov (Humboldt-Universität zu Berlin) "Russische klassische Musik im Westen: Wer ist ein russischer Musiker?"

Termine

Do., 21.11.2024
18:00 Uhr - 19:30 Uhr

Standort

Am Kupfergraben 5, 10117 Berlin Institutsgebäude

Eintritt

frei

Alexander Polivanov (Humboldt-Universität zu Berlin)
Russische klassische Musik im Westen: Wer ist ein russischer Musiker?

Diese Diskussion widmet sich den komplexen Fragen der kulturellen Identität russischer Musiker und der Wahrnehmung ihres Schaffens durch westliches Publikum. Geschichte und politische Prozesse hinterlassen unweigerlich ihre Spuren in der Musikkunst und beeinflussen, wie russische Musiker außerhalb ihres Landes wahrgenommen werden.

Mit dem Beginn des umfassenden Krieges Russlands gegen die Ukraine haben Hunderte führender Musiker Russland verlassen und ein neues Leben im Exil begonnen. Diesem Thema ist mein eigenes Projekt gewidmet, das ich im Exil ins Leben gerufen habe – "Musik im Exil". Dieses Projekt erzählt und zeigt, wie die russischsprachige Musik-Exilgemeinschaft heute lebt. Das Projekt enthält zahlreiche Interviews, Artikel, Ankündigungen und einen eigenen Podcast "Klavier im Koffer". Durch all dies erforsche ich die Identität der Musiker und die Wahrnehmung ihres Publikums im Ausland.

Die Wahrnehmung russischer Musik im Westen hat jedoch tiefe historische Wurzeln. Der Mythos des russischen Musikers wurde über Jahrzehnte geformt, stark beeinflusst von der russischen Emigration Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit hat die russische Musik sich neu definiert und in Europa und Amerika an Popularität gewonnen. Dann prägte die sowjetische Kulturpolitik, die auf den Export von Musik abzielte, und solche Persönlichkeiten wie Oistrach, Richter, Schostakowitsch und Prokofjew wurden zu Symbolen dieser Epoche, litten gleichzeitig unter der sowjetischen Herrschaft und schufen das Bild einer großen russischen Musiktradition. Emigranten-Komponisten wie Strawinsky und Rachmaninow sowie später Persönlichkeiten wie Schnittke und Gubaidulina haben ihren Beitrag zur Weltmusik geleistet und das komplexe und facettenreiche Bild des russischen Musikers geprägt.

Die heutige Wahrnehmung des russischen Musikers ist anders. Zum ersten Mal wird er mit einem Aggressorstaat assoziiert, was Fragen nach der Absage russischer Musik und dem Verbot russischer Künstler im Westen aufwirft. Was ist russische Musik? Wer ist ein russischer Künstler? Gibt es eine Cancel Culture oder ist dies nur ein Propagandainstrument?

Was bedeutet es heute, ein russischer Musiker zu sein: Wird dies durch den Pass, die Selbstidentifikation, die in Russland erworbene Ausbildung oder durch Anerkennung bestimmt?

Mein Name ist Alexander Polivanov, ich bin Musikwissenschaftler, Musikjournalist, Kurator und Musiker. Ich habe zwei Hochschulabschlüsse: die Russische Geschwister-Gnessin-Musikakademie und die The Moscow School of Social and Economic Sciences. Thema meiner Diplomarbeit: „Das Leitmotiv der Emigration: Berufliche Integration umgesiedelter Musiker (2022–2023)“.
Im Jahr 2022 habe ich Russland verlassen und bin ausgewandert.
Seit Februar 2023 leite ich mein eigenes Projekt "Musik in Emigration", das die zeitgenössische musikalische Emigration erforscht.
Seit Mai 2024 bin ich DAAD-Stipendiat im Rahmen des Stipendien- und Betreuungsprogramms für internationale Studierende und Doktoranden. Meine Forschung konzentriert sich auf Fragen der kulturellen Identität russischer Musiker und die Wahrnehmung ihres Schaffens durch das westliche Publikum.


Weitere Informationen

Veranstalter: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Referenten: Alexander Polivanov (Humboldt-Universität zu Berlin)

Zur Website der Veranstaltung

Kontakt

Penelope Braune
Telefon: +49 (30) 2093-2062
penelope.braune@hu-berlin.de

Adresse

Am Kupfergraben 5.Institutsgebäude
Raum: 501

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