Tobias Robert Klein (Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart)
Dokumente zur Geschichte des Seminars/Instituts für Musikwissenschaft der Humboldt-Universität

In wenigen Jahren blickt die Humboldt-Universität auf zwei Jahrhunderte musikwissenschaftliche Forschung und Lehre zurück: Am 27. September 1830 wird der seit dem Vorjahr an der Alma Mater Berolinensis wirkende Musiklehrer Adolph Bernhard Marx zum außerordentlichen Professor berufen und beauftragt, die „studierende Jugend durch Vorträge und Leitung ihrer praktischen Übungen zu unterrichten.“ In der Geschichte des Berliner Instituts, dass – um mit den wissensgeschichtlichen Grundinstanzen Peter Burkes zu sprechen – musikbezogene Erkenntnis akkumuliert, analysiert, ausbreitet und anwendet,  spiegelt sich seither ein guter Teil der Entwicklung des gesamten Faches: Von der Sonatentheorie, Notationskunde, Editionsphilologie und der seit den Tagen Hermann Kretzschmars und Hermann Aberts stets präsenten Opernforschung bis hin zur vergleichend-systematischen Musikwissenschaft oder der frühzeitigen Einbeziehung der populären Musikkultur zu DDR-Zeiten. Der Vortrag konzentriert sich anhand (weniger) ausgewählter Dokumente überwiegend auf die bislang nur rudimentär erforschte Geschichte des Instituts vor 1945 und bezieht dabei neben den das Selbstverständnis des Fachs und seine Stellung im Kreis der Nachbardisziplinen spiegelnden Berufungsvorgängen auch den spärlicher dokumentierten Lehr- und Studienalltag und die ebenso wechselvolle wie interessante Baugeschichte des Instituts mit ein.

Tobias Robert Klein studierte Musikwissenschaft, Afrikanistik und Informatik an der Humboldt-Universität zu Berlin und wurde nach Stationen in Magdeburg, Gießen, am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung sowie an der Humboldt-Universität (Privatdozent und Vertretungsprofessor) zum Wintersemester 2024/25 auf eine Professur für Musikwissenschaft an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart berufen. Seine Forschungs- und Lehrtätigkeit reicht vom Mittelalter über das 18. bis hin zum 20. Jahrhundert, wozu als spezifische Fragen- und Themenkomplexe u.a. die Beziehung von Musik- und Wissensgeschichte, Theorie und Geschichte des Musiktheaters oder die globale Musikhistorie (Schwerpunkt: Ghana und Westafrika) treten. Auf fachgeschichtlichen Gebiet erschien 2022 eine Auswahledition der Briefe von Carl Dahlhaus.