Im Bereich der Kunst und Literatur ist der Umbruch der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert deutlich zu spüren, wie die Sezessionen in Wien oder München zeigen. Auch in Japan, besonders nach der „Öffnung“ zum und vermehrten Kontakt mit dem Westen Mitte des 19. Jahrhunderts, wurde in vielfältiger Weise diskutiert, was Kunst oder Literatur sein können. Dabei sind Kunst und Literatur oft miteinander verbunden. Besonders anschaulich wird dies bei der Gestaltung von Büchern sowie durch die Netzwerkstrukturen der schaffenden Schriftsteller und Künstler.

Hashiguchi Goyōs Buchdesign für "Wagahai wa neko de aru" von Natsume Sōseki. Aufnahmen v. Tanaka Keiko 田中恵子.

In meinem Vortrag werde ich die Erstausgaben Natsume Sōsekis 夏目漱石 (1867–1916), die ich in meinem Dissertationsprojekt untersucht habe, wie z.B. das Buchdesign für Wagahai wa neko de aru 吾輩は猫である („Ich der Kater“, 1905–1907; sh. Abbildung) vorstellen. Davon ausgehend werfe ich einen Blick auf das literarische und künstlerische Zeitgeschehen Japans. Dabei werte ich das Buch als haptisches, genutzes Objekt, welches als Anzeiger für Austausch, Netzwerke und ästhetische Ideen gelesen werden kann. Ausgehend von Sōsekis Zusammenarbeit mit Künstlern wie Hashiguchi Goyō 橋口五葉 (1881–1921) oder Tsuda Seifū 津田青楓 (1880–1978) gebe ich auch einen kurzen Ausblick zu Mori Ōgai 森鷗外 (1862–1922) und dessen Künstlerfreundschaften.

Kevin G. Schumacher absolvierte ein Doppelstudium der Japanologie und Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mit Aufenthalten in Kyūshū, Seoul und Tōkyō. An der LMU wurde er mit einer Arbeit zur Buchillustration bei Natsume Sōseki, die mit dem Dissertationspreis der Fakultät für Kulturwissenschaften ausgezeichnet wurde, 2023 promoviert. Promotionsförderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes sowie die Max Weber Stiftung. Derzeit ist er Co-Kurator der Jahresausstellung 2025 zum japanischen Farbholzschnitt an der Bayerischen Staatsbibliothek. Im Sommersemester 2024 hält er in Vertretung die Vorlesung Japanische Literatur und wissenschaftliches Arbeiten am Japan-Zentrum seiner Alma Mater.