Veranstaltungen
Veranstaltungsreihe: Religion Kunst Wissenschaft
Ringvorlesung
»Frauen. Flussaufwärts Frauen « Literaturtage
Termine
Do., 11.07.202416:15 Uhr - 17:45 Uhr
Standort
Theologische FakultätEintritt
frei
FRAUEN. FLUSSAUFWÄRTS FRAUEN
Literaturtage
Dr. Isis von Plato
»Das Mysterium Marias« von Luce Irigaray
Isis von Plato studierte Kunstgeschichte in Nantes, London und Rom sowie Geschichte und Philosophie in Paris. M.A. in Geschichte, Studium der Philosophie, Literatur und religiösen Anthropologie in Paris (E.H.E.S.S.), wobei sie sich auf hermeneutische Traditionen, Poetik und den Prozess der Schöpfung konzentrierte. Promotion in Paris (Sorbonne) und Berlin (Freie Universität) über Schillers Ästhetische Erziehung des Menschen.
Als Doktorin der Philosophie befasste sie sich in ihrer Forschungsarbeit mit der deutschen Aufklärung und der ästhetischen Erziehung Schillers, der über die Briefform eine Poetik des Dialogs entwickelt, in der die Ansprache konstitutiv für das Denken ist. Sie ist eine begeisterte Leserin von Goliarda Sapienza.
Sie unterrichtete Ästhetik an der Sorbonne und unterrichtet heute Germanistik und deutsche Philosophie an der Université Paul Valéry in Montpellier.
Isis von Plato ist deutsch-französischer
Abstammung und übersetzt in beide Richtungen sowie aus dem Englischen ins Französische.Sie übersetzte unter anderem Mark Twain, Die verdammte menschliche Rasse (2018), Texte von John Bergers Anthologie Portraits (2019), Hartmut Rosas Resonanzpädagogik (2022) und Demokratie braucht Religion(2023) ins Französische.
Luce Irigaray Forderung, die sexuelle Differenz zu denken, hat feministisches Philosophieren entscheidend beeinflußt. Während Simone de Beauvoir als Vordenkerin des Gleichheitsfeminimus gilt, hat Irigaray den sogenannten Differenzfeminismus geprägt.
Das Mysterium Marias Die Gestalt der Maria ist in der christlichen Theologie nahezu abwesend, obgleich sie neben Jesus die Mit-Erlöserin der Welt ist. Diese Abwesenheit Marias in den Texten kontrastiert mit ihrer Allgegenwärtigkeit in der Kunst und widerspricht dem Eifer, mit dem das christliche Volk nicht aufhört, sich an sie zu wenden. Luce Irigaray nähert sich dem Mysterium, das Maria darstellt,und der Rolle, die sie in der Inkarnation des Göttlichen für die Menschheit spielt. Wie kann man nicht von der Tatsache berührt werden, dass die Virginität Marias nicht nur eine natürliche sein kann, sondern vor allem eine Virginität des Atems, der Seele sein muss, die sie dazu befähigt, ein anderes Ereignis des Göttlichen zur Welt zu bringen? In diesem Licht hat Luce Irigaray die so reiche Ikonographie der Verkündigung interpretiert, insbesondere das Erwecken und das Teilen des Atems, zu dem der Engel Maria einlädt. Das Schweigen, das Unsichtbare und das Berühren, so wesentlich für die Gestalt Marias, werden nicht als Zeichen einer bloßen Passivität oder Unterwerfung unter einen beliebigen Herrn interpretiert, sondern als Elemente einer weiblichen Präsenz, die imstande ist, in sich das aufzunehmen und zur Welt zu bringen, was noch nicht geschehen ist, sei es auf der menschlichen oder auf der göttlichen Ebene. Dank der Betonung des Atems und der natürlichen wie spirituellen Qualitäten der Frau erscheint Maria als eine Gestalt der Weisheit, gleich denen, die wir in anderen Kulturen finden, eine mögliche Vermittlerin zwischen verschiedenen Traditionen. Maria offenbart sich also als eine gewissermaßen verhüllte Manifestierung der göttlichen Kraft, dessen Trägerin und Verantwortliche eine Frau ist.
FRAUEN. FLUSSAUFWÄRTS FRAUEN Die Veranstaltungsreihe lässt in Gesprächen und Vorträgen Frauen zu Wort kommen, die sich unterschiedlichen religiösen Überlieferungen zugehörig fühlen, von unterschiedlichen Richtungen des Geisteslebens geprägt sind, unterschiedliche Positionen in der Wissenschaft, in der Kunst, in religiösen Institutionen und im alltäglichen Leben einnehmen. Es ist bereits viel geforscht worden zur Rolle von Frauen in verschiedenen Religionsgemeinschaften, zu Bildern des Weiblichen in der Ikonografie und in der Mythologie, zu Erzählungen von Göttinnen und von Heiligen, zu besonderen Beiträgen von Frauen beispielsweise zur mystischen Spiritualität oder zum sozialen Engagement aus religiöser Motivation heraus.
Bei all dem sind Frauen jedoch weiterhin deutlich unterrepräsentiert im wissenschaftlichen Bereich als Lehrende und Forschende ebenso wie in religiösen Institutionen in leitenden Funktionen oder als spirituelle Meisterinnen – oder ihr Beitrag wird eingegrenzt wahrgenommen auf Themen, die Frauen zugeordnet werden.
Die Reihe eröffnet daher bewusst einen Raum, in dem Frauen eingeladen sind zu sprechen über das, was sie als Frauen besonders betrifft, und gleichzeitig selbst die Verbindungen zu ziehen und zu beschreiben in alle Bereiche menschlichen Lebens und menschlicher Weltverantwortung.
Frauen sprechen zur Deutung von religiösen Lehren, Praktiken und Bildern, zu philosophischen Herausforderungen und Einsichten, zu Themen der Ökonomie, Ökologie, Landwirtschaft, Medizin, Technik, etc. in Verbindung mit den Herausforderungen unserer Zeit und der Bewahrung der Lebensgrundlagen auf diesem Planeten. In weltweiter Perspektive hat sich die Lebenssituation von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt positiv verändert. Sie ist jedoch unter zahlreichen Aspekten weiterhin schwierig und herausfordernd, in manchen Bereichen entwürdigend und unmenschlich, an vielen Stellen gibt es auch Rückschritte. Initiativen zur Verbesserung der Bedingungen für Frauen sind unverzichtbar – und mindestens genauso wichtig ist es, dass von Frauen Impulse ausgehen zur Veränderung ihrer Welt und der Welt insgesamt, und dass ihre Leistungen in allen Bereichen von Wissenschaft und Kunst, Religion und Gesellschaft Anerkennung finden und gehört werden.
In diese Richtung – flussaufwärts an die Quellen zurückgehend – möchte die Veranstaltung aus dem Mund von Frauen Denkanstöße geben und aus ihren Händen Zeichen setzen. Eingeladen zum Zuhören, Nachdenken, Antworten und Weitertragen sind Menschen jeder Geschlechtsidentität, jeder Herkunft und jeder religiösen oder weltanschaulichen Prägung. Die Reihe gibt Frauen eine privilegierte Position im Sprechen, Lehren und Handeln. Es ist uns zugleich wichtig, dass sich dies gegen niemanden richtet und dass Alle Gelegenheit bekommen, sich davon inspirieren zu lassen.
Weitere Informationen
Veranstalter: Theologische Fakultät, Kunstplanbau, Stiftung St. Matthäus
Referenten: Isis von Plato
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Adreas Feldtkeller, Mausolf, Schinagl
Kontakt
Sekretariat Frau Meier
Telefon: 030209391790
kunstplanbau@web.de
Adresse
Burgstraße 26.Institutsgebäude
Raum: Hörsaal 008
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