Veranstaltungen
Veranstaltungsreihe: Kooperationsveranstaltung des Seminars für Ländliche Entwicklung (SLE) und der Heinrich-Böll-Stiftung (hbs)
Digitales Format
Entwicklungspolitische Diskussionstage (EPDT)

Aktivist*innen und Nachfahren der Opfer kolonialer Gewalt setzen sich seit Langem für wiedergutmachende Gerechtigkeit ein. Sie fordern neben einer Entschuldigung konkrete Maßnahmen, um die bis heute spürbaren Folgen vergangener Grausamkeiten zu lindern. Auch Deutschland sieht sich mit solchen Forderungen konfrontiert, insbesondere im Hinblick auf den Genozid an den Herero und Nama, Damara und San zwischen 1904 und 1908.
Nach einem langjährigen Dialog einigten sich Regierungsdelegationen von Deutschland und Namibia im Jahr 2021 auf eine Erklärung. Kernpunkte sind (1) die Anerkennung der Verbrechen als Völkermord, (2) eine Entschuldigung (3) Zahlungen über einen Zeitraum von dreißig Jahren in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Sie sollen für
Entwicklungsprogramme vor allem in Projekten in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama bereitgestellt werden.
Die Erklärung bleibt jedoch aufgrund heftiger Kritik, vor allem von Seiten Namibias, bislang ohne Unterschrift. Einige Vertreter*innen der Herero und Nama seien von den Verhandlungen ausgeschlossen und der Begriff "Reparationen" sei vermieden worden. Zudem gleiche die Summe der angesetzten Zahlungen den Beträgen bisheriger
Entwicklungszusammenarbeit.
Die Regierungen beider Länder halten jedoch an dieser Erklärung fest und argumentieren, dass die demokratisch gewählte namibische Regierung alle Bürger*innen vertrete. Die deutsche Regierung argumentiert, dass Reparationen mit all ihren rechtlichen Konsequenzen nicht möglich sei, da die heute lebenden Herero und Nama keine direkten Opfer des Völkermords seien. Diese kontroversen Standpunkte laden zu folgenden Fragen ein:
- Ist Wiedergutmachung für den Genozid an den Herero und Nama angebracht und möglich?
- Wie kann Wiedergutmachung in Namibia gelingen? Was ließe sich davon auf andere Länder mit deutscher Kolonialgeschichte übertragen?
- Ist bilaterale Entwicklungszusammenarbeit das richtige Instrument, um Wiedergutmachung und Gerechtigkeit wirksam zu fördern?
Weitere Informationen
Veranstalter: Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE)
Moderation: 62. Jahrgang des SLE-Postgraduiertenprogramms & Stipendiat*innen der hbs
Kontakt
Tina Walther (Koordination EPDT 2024)
Telefon: (030) 2093-46879
sle-dpdd2024@hu-berlin.de