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Veranstaltungsreihe: Collegium Musicologicum
Vortrag

Carlos Kleiber und Probleme der Interpretationsforschung

Termine

Do., 13.07.2023
18:00 Uhr - 19:30 Uhr

Standort

Am Kupfergraben 5, 10117 Berlin Institutsgebäude

Eintritt

frei

Peter Gülke (Weimar)
Carlos Kleiber und Probleme der Interpretationsforschung

Die Verbindung von Erinnerungen an Zusammensein und Zusammenarbeit mit Carlos Kleiber anläßlich der Dresdner "Tristan"-Einspielung mit Fragen, die das aktuelle wissenschaftliche Interesse an musikalischer Interpretation betreffen, paßt schlecht zu den Geboten akademischer Seriosität. Auch, weil es leicht wäre, diesen Dirigenten als Kronzeugen für Unwägbarkeiten des Musizierens zu bemühen, und weil die theoretische Beschäftigung mit Interpretation, einem sehr "weiten Feld", mit Grundfragen des Verhältnisses von geschriebenen Noten und der Prozessualität klingender, zugleich verklingender Töne zu tun bekommt. Der nicht unberechtigte Vorwurf, die Wissenschaft sei, wo sie sich analytisch auf Musik einließ, zu lange aufs Geschriebene, Fertiggestellte, auf "Architekturen" fixiert gewesen, viel weniger aufs immerfort Werdende, die teilweise "blinde" Prozessualität des real Klingenden, findet bei vielen Interpreten vorschnell Beifall, die andererseits dem theoretischen Interesse für ihr eigenes Terrain reserviert gegenüber stehen. Beide Positionen sind teilweise im Recht, wie sich anhand der Tätigkeit von Dirigenten gut zeigen läßt. Sensibilitäten im Hinblick auf subjektive, nicht kalkulierbare Momente haben zudem eine eigene Aktualität, da gespenstische Aspekte der künstlichen Intelligenz zunehmend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und man es sich mit der Berufung auf Reservate der Humanität wiederum zu einfach machen kann.

Peter Gülke, geb. 1934 in Weimar, studierte Violoncello, Musikwissenschaft, Germanistik und Romanistik von 1952 bis 1957 u.a. bei Heinrich Besseler an den Universitäten bzw. Hochschulen in Weimar, Jena und Leipzig, arbeitete anschließend als Lehrbeauftragter an der damaligen Karl-Marx-Universität Leipzig – Promotion dortselbst 1958 -, von 1959 bis 1981 als Dramaturg, Repetitor, später Kapellmeister an den Theatern bzw. Opernhäusern in Rudolstadt, Stendal, Potsdam, Stralsund und Dresden, von 1981 bis 1983 als Chefdirigent am Deutschen Nationaltheater Weimar, von 1985 bis 1996 in Wuppertal. Daneben übersetzte er gemeinsam mit seiner Frau u.a. Tschaikowskys Oper "Die Zauberin" sowie die Musikalischen Schriften von Rousseau und die Memoiren von Grétry, verfaßte verschiedene Bücher u.a. über Musik des Mittelalters, Schubert, Schumann, Mendelssohn, Mozart, Brahms und zahlreiche, teilweise in Buchform vereinigte Aufsätze, in den letzten Jahren u.a. "Musik und Abschied", "Mein Weimar", gemeinsam mit Alfred Brendel ein Buch über musikalische Interpretation insbesondere bei Schumann und Beethoven, 1985 Habilitation bei Carl Dahlhaus, Gastprofessuren in Harvard, Bochum, Basel und Zürich. Als Gastdirigent wirkte er in den meisten europäischen Ländern, zeitweise ständiger Gast in Eindhoven und Wien (Sinfoniker), in den USA, Brasilien, Japan, China. Zu den ihm verliehenen Preisen gehören u.a. der Sigmund-Freund-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Werner-von-Siemens-Preis 2014, Ehrendoktorate der Universitäten bzw. Hochschulen in Bern, Weimar, Dresden.


Weitere Informationen

Veranstalter: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Referenten: Peter Gülke

Zur Website der Veranstaltung

Kontakt

Penelope Braune
Telefon: +49 (30) 2093-2062
penelope.braune@hu-berlin.de

Raum: 501

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